Im März 1949 fand die erste Zusammenkunft der Interessenten statt, die sich die Gründung eines Obst- und Gartenbauverein wünschten. Dazu brauchte man die Genehmigung des Landratsamts, der französischen Besatzungsbehörde sowie der Gemeindeverwaltung. Am 31.März 1949 wurde der Verein im Gasthaus „zum Bären“ gegründet. Gründungsmitglieder waren: 1.Vorsitzender Kohlenhändler August Hartenstein, 2.Vorsitzender Küfermeister Karl Serr, 3.Vorsitzender Eisenflechter Xaver Nuber. Otto Duttenhöffer wurde Schriftführer und Kassierer, Baumwart wurde Otto Schwindhammer. Bei der Gründung waren weiterhin anwesend: Hans Kupper, Eduard Harder, Albert Schulz, Peter Liebel, Josef Löffel, Xaver Kupper, Ferdinand Sauer, Alois Hengen, Robert Seither, Emil Hoffmann, Dionis Wünstel, August Schlegel, Xaver Gieb, Alois Wüst, Josef Mendel, Alois Heubel und Franz Fischer.
Der Verein machte sich zur Aufgabe, den Obst- und Gartenbau in all seinen Sparten zu fördern und die Interessen seiner Mitglieder nach außen hin zu vertreten.
Im Mai 1949 fand die erste Versammlung nach der Gründung statt. Dabei wurde der Gedanke einer gemeinschaftlichen Obstanlage in der Lohe aufgegriffen. Da dort viele Grundstücke unbebaut waren konnte der Gedanke Wirklichkeit werden.
Am 23.9.1949 beschloss der Gemeinderat, dem jungen Verein 101 Grundstücke zu je 10 Ar im 3.Loheweg auf die Dauer von 50 Jahren zu verpachten.
In einer Gemeinschaftsaktion noch im November des gleichen Jahres wurden die Grundstücke mit je 14 Hochstammbäumen verschiedener Früchte und dazwischen Beeren bepflanzt, was Kosten von gut 150.-DM pro Grundstück verursachte. Bereits im nächsten Jahr legte man den vierten und fünften Lohweg an. Das Interesse war damals so groß dass noch ein Teil des zweiten Lohewegs bepflanzt wurde
Ab dem Jahr 1951 bestand reges Interesse am Spargelanbau, so wurde hier das Spargelversuchsfeld angelegt. Der Grundstein für Spargelanbau war gelegt. Als Spargelannahme diente die Tabakwiegehalle im Gasthaus „zur Rose“.
August Hartenstein wurde im Februar 1951 von Otto Duttenhöffer als 1.Vorsitzender abgelöst.
Das ständige Wachstum an Obst- und Gemüseerzeugnissen zwang den Verein, sich nach einer größeren Annahmestelle umzusehen. Der Gemeinderat beschloss im August 1956, ein Gelände in der Gartenstraße zur Verfügung zu stellen. Im März 1957 wurde die Halle ihrer Bestimmung übergeben. Sie wurde später vom Pfalzmarkt erworben und ist mittlerweile abgerissen. In den darauffolgenden Jahren hatte man bis zu 225 Spargelpflanzer. In dieser Zeit war Schriftführer Alois Gehrlein mit Frauen fleißig am Werk zur Abwicklung der Spargelannahme. Obst und Gemüse wurden nur in geringem Maße angeliefert.
Auf gesellschaftlichem Gebiet wurde jedes Jahr ein Ausflug angeboten, Anfangs mit dem Bus, später aus Kapazitätsgründen mit der Bahn. Die Beleibtheit der Fahrten war so groß, dass Überlieferungen zur Folge bis zu 630 Mitreisende an einer solchen Fahrt teilnahmen.
Ab 1970 wagte der Verein den ersten Ball mit anderen Vereinen. Dies wurde bis 1985 beibehalten.
Adolf Seelinger übernahm im Jahre 1983 nach 32 Jahren Amtszeit den 1.Vorsitz von Otto Duttenhöffer, welcher aus gesundheitlichen Gründen sein Amt aufgab.
Im Jahre 1984 wurde auf Initiative des 2.Vorsitzenden Franz Hoffmann die Bioabteilung ins Leben gerufen. Dadurch kam es im Verein wieder zu mehr Aktivität. Viele jüngere Menschen aus Rülzheim und Umgebung schlossen sich dem Verein an und besuchten regelmäßig die Monatsversammlungen.
1985 wurde das Erntedankfest ins Leben gerufen. Anfangs noch im Festwiesenhaus wurde das Fest im Laufe der Zeit ins Pfarrheim verlegt. Eine über Rülzheim hinaus geschätzte Obst- und Gemüseausstellung wurde jedes Jahr für dieses Fest eingerichtet. Selbst Schulklassen konnten sich von der reichhaltigen Sortenvielfalt überzeugen. Unter der fachlichen Anleitung von Frau Mayer wurde eine Kräuterausstellung in das Erntedankfest integriert. Einige Jahre wurde während zum Erntedank im Oktober eine Kartoffelprobe durchgeführt. Die gestiegenen Kosten für diese Veranstaltung waren Grund dafür, dass das Erntedankfest anfangs der 2000er Jahre eingestellt werden musste.
Aufgrund des frühen Todes von Adolf Seelinger übernahm der bis dahin stellvertretende Vorsitzende Richard Bahlinger im Jahre 1991 die Vereinsgeschäfte als 1. Vorstand.
Die Monatsversammlungen erfreuten sich immer größer werdender Beliebtheit. Franz Hoffmann thematisierte anschaulich die Arbeiten eines Gartenjahres unter biologischen Gesichtspunkten. Im Laufe der Jahre wurde Franz Hoffmann von Rolf Baumgärtner aus Barbelroth unterstützt. Leider verstarb Franz Hoffmann im April 1998 viel zu früh. Die Monatsversammlungen wurden in den folgenden Jahren meist von Rolf Baumgärtner durchgeführt. Diese Versammlungen spielten leider ein immer kleinere Rolle im Verein und finden seit 2015 nicht mehr statt.
Zwischen 2004 und 2010 wurde der Verein von Franz Heubel geleitet, nachdem Richard Bahlinger aus Altersgründen den 1.Vorsitz in jüngere Hände abgab.
Im Jahre 2006 konnte ein Vereinshaus auf dem Festwiesengelände erworben werden. In unzähligen Arbeitsstunden wurde diese Hütte den Belangen des Vereins angepasst. Das bis dahin beim Vogelschutzverein veranstaltete Sonnwendfest konnte somit in eigenen „vier Wänden“ abgehalten werden. Auch die alljährlich stattgefundene Radtour fand am Vereinshaus seinen Abschluss.
2007 war es dann soweit. Mit dem 1. Rülzheimer Spargelfest wurde symbolisch dem Spargelanbau seit den 50er Jahren erinnert. Dieses Fest, welches dem Verein immer wieder seine Belastungsgrenze aufzeigte, wurde letztmals 2015 organisiert.
Zur Unterstützung der Ortsgemeinde fanden bis 2012 alljährlich Schnittmaßnahmen statt. So wurde im Februar die Vegetation auf dem Friedhof in Ordnung geschnitten. Auch wurden bei Bedarf die Streuobstwiesen auf den Rülzheimer Ausgleichsflächen in Form gebracht.
Gesundheitliche Gründe waren dafür verantwortlich, dass Franz Heubel den Vorsitz im Laufe des Jahres 2010 niederlegen musste. Die langjährige stellvertretende Vorsitzende Ursel Dreyer leitete den Verein bis zu den Neuwahlen 2013 kommissarisch weiter.
Seit 2013 leitet der langjährige Kassierer Matthias Avril die Geschicke des Vereins weiter.
Unzählige Helferinnen und Helfer, allen voran die Vorstandschaft und die Beisitzer erhalten den Verein am Leben. Die Tagesausflüge, seit Jahrzehnten im Programm sowie die beiden Baumschnittkurse im Sommer und Winter erfordern viel ehrenamtliches Engagement. Dies ist nur möglich mit einer Mannschaft, welche gleiche Ziele verfolgt. Bleibt zu hoffen, dass diesem Team der Ansporn nie ausgehen möge, damit der Verein noch lange fortbesteht.
Die Vorstände des Vereins
August Hartenstein 1949 – 1951 |
Otto Duttenhöffer 1951 – 1983 |
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Adolf Seelinger 1981 – 1993 |
Richard Bahlinger 1993 – 2004 |
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Franz Heubel 2004 – 2013 |
Matthias Avril seit 2013 |